Was verbirgt sich hinter dem Label Coaching?
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2.4 Supervision, die eineiige Zwillingsschwester von Coaching
Supervision und Coaching sind in vielen Aspekten sehr ähnlich,
so z.B. in den Optionen der vorhandenen Settings; beide dienen
der beruflichen Beratung von Einzelnen und Kleingruppen.
Die Zielgruppen in der Supervision waren jedoch ursprünglich
die sogenannten Beziehungsarbeiter wie z.B. ehrenamtliche
Mitarbeiterinnen, Sozialhelfer, Sozialarbeiter und –pädagogen,
Erzieherinnen, Psychotherapeuten usw. Im Laufe des letzten
Jahrhunderts hat sich jedoch die Supervision dermaßen weiterentwickelt,
dass sie heute keiner Beschränkung auf bestimmte
Zielgruppen mehr unterliegt (Buchinger, 2006, S. 9ff.;GregorRauschtenberger,
Hansel, 1993, S. 38).
Wolf (1995, S. 26) sieht für die weitere Entwicklung der Supervision
sogar die Möglichkeit sich in der Wirtschaft als prozessorientierte
Beratungsform zu etablieren.
Die Supervision kann wie folgt definiert werden:
„Supervision ist eine berufsbezogene Beratungsform, die auf
dem Hintergrund der jeweiligen Organisation die Reflexion,
Verarbeitung und Weiterentwicklung personaler und sozialer
Fähigkeiten und Fertigkeiten im Arbeitsalltag fördert. Supervision
macht sich die Erkenntnisse der Organisations- und Kommunikationswissenschaften
sowie der Psychologie und Gruppendynamik
zunutze“ (Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V. in
Wolf, 1995, S. 26).
Diese Definition lässt ein hohes Maß an Übereinstimmung zum
Coaching erkennen. So betonen auch einige Experten des
Coachings diese hohe Kongruenz zwischen der Supervision und
dem Coaching (Fatzer, 1990, S. 44; Sievers, 1991, S. 273; Doppler,
1992, S. 38; Butzko, 1992, S. 90, 1993, S. 50) und unterstreichen
hierbei, dass die Anwendung des Coaching als eine Art
„Management-Supervision“ gesehen werden kann,
„ ... weil Supervision als Handlungskonzept in den helfenden
Berufen praktisch alles abdeckt, was auch im Coaching betrieben
wird. Doch stoßen wir hier an sprachkulturelle Grenzen:
Der Begriff Supervision ist im Kontext von Management und Unternehmung
noch nicht anschlussfähig“ (Looss, 1991, S. 42).
Die Ursachen für diese „sprachkulturellen Grenzen“ und die
mangelnde Anschlussfähigkeit liegen sicherlich in der Historie
der Supervision. Das ursprüngliche Arbeitsmilieu der Supervision
ist traditionell zu weit von dem Wirkungsbereich des Managements
entfernt (Schreyögg, 1999, S. 59). Die Begriffsbestimmung
„Coaching“ zielt absichtlich auf eine Abgrenzung bezüglich
der Klientel (Gregor-Rauschtenberger, Hansel, 1993, S. 38ff.).
Überdies zeichnet sich der Coach in Abgrenzung zum klassischen
Supervisor ebenfalls durch seine wirtschaftlichen Fach-
und Feldkompetenzen aus; denn hier liegen häufig auch die
Schwerpunkte im Coaching. Gerade die Verbindung von fachlicher
und psychologischer Beratung macht das Coaching für
die Zielgruppe der Führungskräfte interessant.
Abbildung 5:
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Coaching in der Personalentwicklung und Supervision (Quelle: Rauen, 2001, S. 66)
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