Was verbirgt sich hinter dem Label Coaching?
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3.2 Fachliche Kompetenzen
Hierzu zählen die psychologischen und betriebswirtschaftlichen
Qualifikationen sowie die Feldkompetenzen des Coachs, inklusive
seiner praktischen Berufserfahrungen.
Im Nachstehenden werden die wichtigsten Qualifikationen,
die in der Literatur immer wieder auftauchen, erörtert. Ferner
wird dann dargelegt, im Rahmen welcher Ausbildungen diese
Qualifikationen erlernt werden können. In der Diskussion um die
Kompetenzen sei hier ausdrücklich betont, dass keinem einzelnen
Coach alle diese Qualifikationen zu Eigen sein können. Wie
bereits zuvor bemerkt, kann und sollte der Coach nicht versuchen
als allwissend aufzutreten. In diesem Zusammenhang
geht es eher um eine Ideal-Qualifikation, um die Schwerpunkte
der Qualifikation eines Coachs zu veranschaulichen. Die alltägliche
Arbeitspraxis zeigt denn auch, dass sich Coaches eher
auf gewisse Arbeitsgebiete spezialisieren.
Die Klassifikation in verschiedene Fächer soll keine künstliche
Trennung zwischen den einzelnen Kompetenzbereichen schaffen,
sondern hilft lediglich der Strukturierung und dem Überblick
der diversen Erfordernissen (vgl. Rauen, 2001, S. 150f.; Looss,
1997, S. 189ff.; König, 1993, S. 424; Rasch in Rückle, 1992, S. 258;
Hauser, 1991, S. 233ff.; Jung, 1991, S. 139):
Psychosoziale Kenntnisse
- Wissen über Organisationssysteme und –theorien sowie
der klinischen Psychologie über Individuen und Gruppen
z.B.
- Verhalten und Prozesse in Organisationssystemen
- Verhalten und Prozesse in Gruppen (Gruppendynamik)
- Entwicklungsphasen des Menschen
- Praktische Erfahrungen mit psychotherapeutischen Interventionen,
der Möglichkeit nach mehrere Richtungen,
z.B.
- Familien- und Systemtherapie
- Gesprächspsychotherapie (klienten- und problemzentrierte Gesprächsführung)
- Neurolinguistisches Programmieren (NLP)
- Psychoanalytische Schulen
- Psychodrama bzw. Rollenspiel
- Gestalttherapie
- Provokative Therapie
- Verhaltenstherapie
- Kognitive Therapien
- Transaktionsanalyse u. a.
- Praktische Erfahrungen mit der Handhabung psychologischer Interventionsverfahren und Techniken, z.B.
- Selbstmanagement
- Zeitmanagement
- Kreativitätstechniken
- Konfliktmanagement
- Entspannungstechniken
- Stressbewältigungstechniken
- Mentales Training
- Problemlösemethoden
- Kommunikationstheorien und –techniken u. a.
- Diagnostische Kenntnisse, vor allem über
- Auswahl- und Testinstrumente im Leistungsbereich (z.B. Potentialanalyse, Assessment-Center)
- Krankheitsbilder aus dem klinischen Bereich (z.B. Wissen über Symptome von Suchterkrankungen oder Erschöpfungszuständen etc.)
- Sozialkompetenz im Kontakt mit Menschen
Betriebswirtschaftliche Kompetenzen
- Verständnis für betriebswirtschaftliche Prozesse, besonders Kenntnisse für Managementprozesse
- Erfahrungen mit betriebswirtschaftlichen Methoden
- Kenntnis gebräuchlicher Führungskonzepte
- Kenntnisse des betrieblichen Systems und seiner Funktionsträger
(Vorstand, Aufsichtsrat, Geschäftsführung, Personalchefs,
Abteilungsleiter, Gewerkschaftsfunktionäre
etc.)
Ständige Weiterbildung und kontinuierliche Supervision sind
darüber hinaus sinnvoll und unerlässlich, damit „blinde Flecken“
und Übertragungsphänomene rechtzeitig bearbeitet werden
können. Dies ist vor allem deswegen bedeutsam, damit der
Coach sein Feedback seinem Klienten neutral und angemessen
geben kann (Looss, 1991, S. 196f.).
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